DIE 6 GESCHMACKSRICHTUNGEN IM AYURVEDA

Die verschiedenen Geschmacksrichtungen im Ayurveda (süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb) sind bei der Auswahl von Lebensmitteln & Gewürzen von großer Bedeutung. Jeder Geschmack hat seine Wirkung auf unseren Körper und auch auf unsere Psyche. Die Geschmäcker können auf unsere Konstitution und auf unsere momentanen Bedürfnisse abgestimmt werden, zum Beispiel hat der Organismus unterschiedliche Bedürfnisse, die sich mit der Jahres- und Tageszeit verändern. Generell gilt im Ayurveda eine Mahlzeit als komplett, wenn alle 6 Geschmacksrichtungen vertreten sind. Jeder Geschmack hat seine Aufgabe bei der Verstoffwechslung der Nahrung. Die ausgewogene Mahlzeit belastet unseren Körper nicht durch einen einseitigen Geschmack, sie hilft ihm im Gleichgewicht zu bleiben oder wieder dorthin zu gelangen. Gleichzeitig stellt sich im Körper eine angenehme Befriedigung und Sättigung ein, die auch noch nach mehreren Stunden zu spüren ist. Bei einem Ungleichgewicht und bei Störungen können die verschiedenen Geschmacksrichtungen gezielt eingesetzt werden. Bei gröberen Störungen hingegen werden oft bestimmte Geschmäcker weggelassen oder dürfen nur sehr gut dosiert eingesetzt werden.

SÜSS – MADHURA

Madhura, der süße Geschmack im Ayurveda ist nährend, aufbauend und kräftigend. Er wirkt beruhigend für Geist & Sinne und ist speziell in der Schwangerschaft von großer Bedeutung. Süß ist besonders für die vata-Konstitution, aber auch für pitta wichtig. Nur kapha braucht den süßen Geschmack in geringeren Mengen. Besonders im ayurvedischen frühen Winter hemanta ritu ist es wesentlich dem Körper aufbauende & kraftspendende Nahrung zur Verfügung zu stellen. Aber Vorsicht: zu viel süß überlastet das Verdauungsfeuer 🔥 agni!

Den süßen Geschmack findest du in Kürbis, Karotten, Rote Rüben (Rote Beete), Reis, Hülsenfrüchte, süßem Obst wie Apfel, Birne, Banane, Orange, Trauben, Mango, Milch, Hafer, Nüsse & Samen, Zimt und Kardamom.

SAUER – AMLA

Der saure Geschmack ist im Ayurveda appetitanregend, nährend, regt unser Verdauungsfeuer agni 🔥an und schenkt uns Energie! Besonders vata-Konstitutionen profitieren von seiner Wirkung, da er vata ins Gleichgewicht bringt. Auf kapha wirkt der saure Geschmack vermehrend und pitta kann er stark erhöhen. Generell gilt “sauer” gut dosiert einsetzen: zum Beispiel ein Spritzer Zitrone 🍋 auf Dal & Kohlgemüse macht schwer Verdauliches verträglich!

Sauer sind Zitronen, Tomaten, Trauben, Orangen, Ananas, Essig und saure Milchprodukte wie Käse und Joghurt.

SALZIG – LAVANA

Der salzige Geschmack regt ebenfalls agni an, wirkt schleimlösend, befeuchtend und ist wichtig für die Verdauung. Salz senkt – in Maßen genossen – vata. Vorsicht ist geboten bei hohem pitta und bei allen Hautbeschwerden! Ein bisschen Salz ist aber nicht nur die Würze des Lebens, sondern für den menschlichen Körper unverzichtbar. Am liebsten verwende ich das ayurvedische Natursalz (ein nicht raffiniertes Steinsalz), das reich an wichtigen Mineralstoffen und Spurenelementen ist.

Salzig sind die verschiedenen Salzarten wie Steinsalz oder Meersalz. In vielen Soßen wie Soja- oder Tamarisoße ist sehr viel Salz enthalten.

SCHARF – KATU

Im scharfen Geschmack steckt sehr viel Feuer.🔥 Im Körper entstehen Wärme & Hitze. Das klingt an kalten Wintertagen sehr verlockend, ist aber nicht für alle Konstitutionen so bekömmlich: pitta hat schon genug Hitze und sollte auf scharf weitestgehend verzichten. Vata verträgt nur den leicht scharfen Geschmack. Wer so richtig von scharf profitiert ist kapha. Der scharfe Geschmack bringt kaphas Stoffwechsel in Gang, stärkt das eher schwache Verdauungsfeuer agni 🔥und fördert die Ausscheidung von Feuchtigkeit. Kapha darf also gerne seinem Essen die eine oder andere Chilischote 🌶 hinzufügen! 😉

Besonders scharf sind Chilis, Pfeffer, Meerrettich und Ingwer.

BITTER – TIKTA

Bitter wirkt reinigend auf Blut & Leber, regt das Verdauungsfeuer agni 🔥an und ist ein natürliches Tonikum für die Haut. Wichtig ist es, den bitteren Geschmack in die tägliche Ernährung einzubauen. Besonders pitta- und kapha-Konstitutionen profitieren davon; vata sollte bitter ein wenig vorsichtiger einsetzen. Ab und zu ein Detoxtag mitviel bitterem und grünem Gemüse tut jeder Konstitution gut!

Den bitteren Geschmack findest du in den grünen Blattgemüsesorten wie Mangold, Spinat, Löwenzahn, in Blattsalat, Radicchio, Chicorée und Artischocken. Auch viele Küchenkräuter haben eine bittere Geschmacksnote.

HERB – KASHAYA

Herb ist der letzte Geschmack. Was ist eigentlich herb? Kennt ihr das Gefühl auf der Zunge, wenn ihr eine unreife Banane kostet? Das ist der herbe (adstringierende oder zusammenziehende) Geschmack. Der stark herbe Geschmack kommt weniger in Lebensmitteln und mehr in Kräutern & Gewürzen vor. Da jedes Essen, wie gesagt, im Ayurveda alle 6 Geschmacksrichtungen beinhalten sollte, ist es von Bedeutung den herben Geschmack zu integrieren; zum Beispiel mit einer Prise Kurkuma. Die Wirkung des herben Geschmacks auf die 3 doshas ist vataerhöhend aber pitta- und kaphaausgleichend! Eine Geschmacksvielfalt (und auch Farbvielfalt) auf unseren Tellern zu kreieren macht nicht nur unserem Gaumen Freude, sondern ist auch für unsere Sinne eine Wohltat!

Herbe Lebensmittel sind Hülsenfrüchte, Stangensellerie, Buchweizen, Roggen, Brokkoli, Blumenkohl und Honig (wobei die letzten 5 auch süß sind!). Schwarzer Tee ist zusammenziehend und auch Gewürze wie Kurkuma und Koriander.

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